Doppelgestaltige Jahreszählung


Die Geschichte, so wie sie uns gelehrt wird, beruht auf der Annahme, dass die Chronologie der Überlieferungen aus alter Zeit im Wesentlichen fehlerfrei rekonstruiert wurde - durch die Humanisten des frühen 17. Jahrhunderts um J. J. Scaliger. Natürlich auf der Basis der heute gebräuchlichen Jahreszahlen. Diese Sicht wurde allerdings, was wenig bekannt ist, bereits von Isaak Newton für die frühe Antike widerlegt. Newtons Kritik an der Chronologie war seinerzeit auf heftigen Widerspruch gestoßen.

Die gebräuchliche historische Zeitrechnung beruht also auf der stillschweigenden Annahme, dass sich die Jahreszahlen 'unserer Zeit', wie jene der Antike, auf dasselbe Jahr der 'Geburt Christi' beziehen, die Epochen 'u.Z.' und 'A.D.' demnach identisch sind. Naturwissenschaftlich überprüfbare Belege für die Stimmigkeit dieser Annahme fehlen bis heute: Tatsächlich erfordert die Verknüpfung historischer Überlieferungen mit Messdaten der Gegenwart stets Zusatzannahmen. Darüber hinaus findet sich eine statistisch nicht zu erwartende Anzahl gleichartiger Ereignisse im Abstand von jeweils drei Jahrhunderten in den Überlieferungen.

Dies liefert nun den Schlüssel zur Erklärung: Offenbar wurden hier Jahreszahlen nach zwei Zählweisen vermengt. Newton und die späteren Chronologiekritiker verknüpften überlieferte Ereignisse korrekt mit der Jahreszählung der Gegenwart und wiesen auf die daraus folgenden Widersprüche hin. Sie irrten jedoch, wenn sie folgerten, dass Zeitabschnitte innerhalb der überlieferten Geschichte ereignisleer oder frei erfunden seien. Die traditionelle Chronologie notierte dagegen weitgehend stimmige Zahlenwerte, übersah dabei aber bis heute, dass diese sich über die Antike hinweg auf zwei verschiedene Epochenjahre beziehen, sodass manche Zeitabschnitte doppelt erfasst werden, andere in Vergessenheit gerieten.

Um drei Jahrhunderte verschoben erscheinen die meisten Bezüge für die Antike: Die Zählung nach der Gründung Roms und die damit über die Olympiaden verknüpfte Jahreszählung der Griechen, sowie die Abfolge der ägyptischen Pharaonen. Unverändert blieb dagegen (wie Berichte antiker Astronomen erweisen) die Jahreszählung des jüngeren Babylonischen Reiches - und mit dieser verknüpft, die Überlieferung des Alten Testaments, sowie das Zeitalter der Perserkriege im antiken Griechenland. Beim Übergang von Zeiten abweichender Zählung zu solchen, die dem korrekten Alter entsprechen, entstanden in der Chronologie scheinbare 'Dunkelzeiten', ohne den Überlieferungen entsprechende physische Überreste.


Doppelzaehlung



Aber wer hätte ein Motiv gehabt, die Jahreszählung zu manipulieren?


HEK 06/2009