Wer hätte denn ein Motiv gehabt, die Jahreszählung zu manipulieren?
Niemand! Tatsächlich handelt es sich um eine Verkettung von Irrtümern über mehrere Jahrhunderte:
- Hipparchos errechnete die Jahre nach der Sonnwende des Kallippos im Sommer nach Alexamders Sieg über Darius III.
Da er von gleich bleibenden Jahreseckpunkten ausging, wich der Mondlauf über 1½ Jahrhunderte um einen Tag ab.
Dies bedeutete für ihn, dass die Epoche um eine sog. Oktaetris (8 Jahre) früher begonnen haben musste.
- Claudius Ptolemäus hatte anhand überlieferter Mondfinsternisse den Tag der Schlacht von Gaugamela errechnet.
Auch er ging von festen Jahreseckpunkten aus. Seine Rechnung wich über seither 4 Jahrhunderte um 3 Tage ab.
Übereinstimmung mit dem Mondlauf fand er daher 54j früher, der Spanne des schon bekannten Exeligmos.
- Hieronymus (der Kirchenvater, †420 ad) hatte als Geburtsjahr Christi das Weltjahr AM 5200 genannt.
- Panodorus hatte etwa zur gleichen Zeit das Weltjahr AM 5492 als Epochenjahr der Alexandriner benannt.
Für spätere Chronisten konnte sich dies im christlichen Alexandria nur auf Christi Geburt beziehen,
da dies für die durch Ptolemäus astronomisch genau datierte Alexander-Epoche keinen Sinn ergab.
- Dionys Exiguus hatte eine Ostertafel bis zum Jahr 247 nach Diokletian erstellt (532 AD).
- Beda Venerabilis verknüpfte diese AD Chronologie mit jener des Panodorus, nach der auch in Rom gezählt wurde.
Er berichtet von Rom, wo man wenige Jahre zuvor des 664. Jahrs der
Passion Christi gedacht hatte. Beda beobachtete selbst Eklipsen:
Nach seiner Chronologie hatte Kaiser Herakleios in Ostrom ab dem Jahr
610 (CE) geherrscht, Kaiser Konstantin im Westen ab 306 (AD).
- Papst Silvester II. erklärte schliesslich das Jahr 1000 CE zum Millennium der Christenheit.
Damit war das 'Jahrtausend' sakrosankt, obwohl es verdoppelte 304j
umfasste und daher seit Christi Geburt nur reale 7 Jhe vergingen.
Dass auch dessen Beginn nun um 3 Jhe zu früh lag, ließ sich leicht
ignorieren, solange keine objektiven Messverfahren verfügbar waren.
Und heute:
- Da Christi Geburt bekanntlich 2 Jahrtausende zurück liegt, lassen sich passende Eklipsen problemlos bestimmen.
- Auch die säkulare Akzeleration des Mondes lässt sich aus den Eklipsen errechnen (was allerdings der LLR Messung widerspricht).
- 14C - Datierungen vor dem Mittelalter erfordern offenbar eine 'Kalibrierung', die auch für antike Baumringe übernommen wird.
dennoch:
- Die jahrgenau abzählbaren Eiskerne liefern leider keine eindeutige Datierung für aus der Geschichte bekannte Eruptionen.
- Rätselhaft bleibt auch die grosse Zahl von historischen Ereignissen, die sich offenbar nach 3 Jahrhunderten wiederholten.
HEK 08/2023